Die DGHU e.V. war wieder, so wie 2016, zu den Hundertjahrfeiern in Verdun eingeladen. Wir hatten an allen 3 Tagen den Auftrag, zusammen mit französischen Darstellern deutsche Soldaten am Fort Froideterre darzustellen, darüber hinaus gab es mehrere Hauptveranstaltungen. Freitag abends zum Gedenken am Ossuaire, dem großen Gebeinhaus auf dem ehemaligen Schlachtfeld, dessen riesiger Turm an eine Granate erinnert.
Samstag morgens durfte der Verfasser einen Kranz für die dort von Ende August bis zum 24. Oktober 1916 eingesetzte 34. Infanteriedivision (Metz) am Zwischenwerk Thiaumont niederlegen lassen, zu der auch das 4. Rheinische Infanterieregiment Graf Werder Nr. 30 gehörte, das seit 1876 bis zum Ausmarsch 1914 in Garnison in Saarlouis lag, die auch Geburts- und Garnisonsstadt des Verfassers gewesen ist. Nachmittags gabs dann ein Defilé durch die Stadt Verdun und eine Abschlussfeier am Centre Mondiale de la Paix. Die Parade wurde sicher von 5000 bis 10000 Menschen besucht, die rechts und links der Straßen applaudierten, denen wir die Hände schüttelten, mit denen wir herzliche Worte wechselten.
Sonntag morgens wurde eine große Gedenkfeier am zerstörten und nie wieder aufgebauten Dorf Fleury devant Douaumont begleitet, die gleichfalls sehr gut besucht war. Die ausschließlich positiven Erlebnisse setzten sich also fort, die wir auch aus Paris 2014, Verdun 2016 und vielen anderen kleineren Veranstaltungen in Frankreich kennen. Die Franzosen, aber auch sicher viele Urlauber und Touristen, waren nicht nur freundlich, sie nahmen alle Darsteller herzlich auf, spendeten viel Lob oder wünschten ‚Bonjour‘. Überall nette Menschen, die uns an der Maas bestaunten, an den Forts selber, in der Kaserne oder im Restaurant, viele erhobene Daumen,
Lächeln, Nicken, sichtliche Freude, Gespräche über dies und das oder warum man das tue, woher man komme.
Als wir Freitag abends um den großen Friedhof am Ossuaire marschierten und die kleine Steigung am Ouvrage de Thiaumont nahmen, feuerte man uns sogar an, beklatschte uns, desgleichen beim Marsch durch die Stadt. Beim Abmarsch von Fleury den kleinen Hang zur Straße hinauf gleichermaßen, nachdem wir im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung vorher
zusammen mit rumänischen Darstellern ‚ich hatt einen Kameraden‘ auf deutsch sangen. Auch bei der Kranzniederlegung waren nicht wenige Augen auf beiden Seiten feucht, es war viel Emotionalität gerade auch unter den Darstellern, die ja wussten, was dort alles vor 100 und mehr Jahren geschah. Nicht wenige haben dort schließlich auch einen Teil ihrer Vorfahren verloren; der Krieg selber führte letztlich zu einem mindestens genauso monströsen zweiten derartigen Krieg, der noch viel mehr Herzen fraß und Hass säte. Es dauerte bis beinahe in unsere Zeit, diesen Hass in Freundschaft und Leidenschaft zu verwandeln und wir Darsteller erlebten jetzt vielfach am eigenen Leib, dass das keine Floskel ist, sondern im Alltag und gerade auch auf solchen Veranstaltungen von ALLEN gelebt wird, auch von der wohlwollenden Politik auf französischer Seite. Der Verfasser hat auch immer wieder gerade bei den Regionalpolitikern viel Gefühl und Dank erfahren, da war unglaublich viel Emotionalität gerade uns Deutschen gegenüber zu spüren und zu sehen gewesen, das war immer ehrlich und nie gespielt.
Man kann nach allem jetzt wirklich feststellen, dass Deutsche und Franzosen wirkliche Freunde geworden sind, dass sie sich gegenseitig brauchen und dass sie gerne mit der jeweils anderen „Feldpostnummer“ zusammen sind und zusammen feiern. Ich werde diese positiven Erlebnisse in meinem Leben nie wieder vergessen und bin sehr dankbar, überall dabei gewesen zu sein, um Freundschaft zu leben und zu erleben, wo andere oft nur davon reden, ohne etwas dafür zu tun oder einen persönlichen Einsatz zu bringen. Vielen Dank, ihr lieben Menschen auf der anderen Rheinseite, vielen Dank ihr Freunde, die ich euch kennen, schätzen und sogar lieben lernte, vielen Dank ihr Brüder und Schwestern in blauweiß-rot!!!
Auf ewige Freundschaft, auf ewige Brüderschaft, auf ewigen Frieden zwischen unseren Völkern.
Au revoir, a bientôt!
Verfasser: Herbert W. Theisen, Diplom-Verwaltungswirt, Oberleutnant i.Tr.
Infanterieregiment Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30, Saarlouis
1. Lothringisches Pionierbataillon Nr. 16, Metz
Fotos: Friedrich Wein, Luc Pottiez, Andreas Springer