35 Jahre UEWHG – Generalrapport 2025

Der diesjährige Generalrapport, der von 25. – 28. September 2025 in Wien stattfand, war dem 35-jährigen Jubiläum der Gründung der Union der Europäischen Wehrhistorischen Gruppen mehr als würdig – ein Ereignis, an das man sich noch lange erinnern wird.

Donnerstag, 25. September 2025

Die Verbände trafen sich in ziviler Kleidung zu einem ungezwungenen „Meet & Greet“ im bekannten Salmbräu im dritten Wiener Gemeindebezirk. Bei gutem Bier aus der hauseigenen Brauerei und vertrauter, kameradschaftlicher Stimmung wurden alte Freundschaften aufgefrischt und neue geknüpft. Vernetzung über alle Grenzen hinweg, denn das gemeinsame Ziel und die Vorfreude war spürbar: ein Wochenende im Zeichen der Gemeinschaft und der länderübergreifenden europäischen Wehrtradition. Ein gelungener Auftakt, der bereits das kameradschaftliche Miteinander prägte.

Freitag, 26. September 2025

Dieser Tag begann mit einem besonderen Höhepunkt, denn auf persönliche Einladung des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Ludwig versammelten sich die Delegationen der Verbände zu einem gemeinsamen Mittagessen in den Gewölben des historischen Rathauskellers. Eine Ehre, die nicht vielen zuteilwird und auf die wir als UEWHG besonders stolz sein dürfen. Nach Grußworten der Gemeinde Wien durch Mag. Markus Schober und einem schmackhaften Mahl begann um 14:00 Uhr der eigentlicher Generalrapport in den Räumlichkeiten des Rathauskellers.

Eine Videobotschaft der Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner, bei der besonders die hervorragende Zusammenarbeit der Union mit dem österreichischen Bundesheer hervorgehoben wurde, sowie die Begrüßung durch den Präsidenten der UEWHG, Generalmajor iTR Michael Blaha, MSc, Berichte des stellvertretenden Präsidenten, der anwesenden Vizepräsidenten, des Generalsekretärs, des Rechnungsoffiziers und des Kanzleioffiziers eröffneten den Generalrapport – die eigentliche Generalversammlung der UEWHG.

In Folge wurde der Vorstand einstimmig gewählt, der auch einige neue Gesichter aufweist, unter anderem den neuen Medienoffizier Unteroffizier Dietmar Engler sowie den neuen Kanzleioffizier Leutnant iTR Jürgen Marte. Weiters wurde Oberst iTR Hans Joachim „Hajo“ Böhm zum stellvertretenden Präsidenten, Oberst d.Cav. Michael Islinger, Oberstleutnant iTR Adrian Staiger und Oberst iTR Tsoncho Tsatsov zu Vizepräsidenten und Schützenfähnrich iTR Andreas Georg Tarbuk zum UEWHG-Adjutanten gewählt.

Der Präsident bedankte sich besonders bei den langjährig in Führungspositionen tätigen Mitgliedern, die mit der neuen Wahlperiode aus ihren bisherigen Funktionen aus Ruhestandsgründen geschieden sind, wie der stellvertretende Präsident Oberst iTR Michael Joannidis, die Vizepräsidentin Leutnant iTR Nataša Salihović und der Kanzleioffizier Hauptmann iTR Franz Schlosser. Alle genannten bleiben der Union selbstverständlich erhalten, wollen aber auf eigenen Wunsch in Zukunft etwas kürzertreten. Aufrichtiger Dank gilt daher auch im Namen aller Funktionsträger, denn ohne die Genannten wäre die UEWHG nicht jene verbindende Gemeinschaft, die sie heute ausmacht!

Während der Generalversammlung nahmen rund 100 Mitglieder der Bürgerwache Saulgau e.V. 1239 an fünf eigens organisierten professionellen Innenstadtführungen teil, die Wien aus kultureller Perspektive näherbrachten und ebenfalls zum länderübergreifenden Austausch beigetragen haben.

Conclusio
Es war eine äußerst erfolgreiche Generalversammlung im Rahmen des Generalrapports 2025, bei der auf Problemstellungen eingegangen, die Weichen für die erfolgreiche Umsetzung neuer Ideen gestellt, Wahlen abgehalten und organisatorische Punkte (wie die Entlastung) erledigt wurden. Ebenso wurden die generelle Linie und Ausrichtung der UEWHG als dezidiert europäische und militärhistorische Wertegemeinschaft kameradschaftlich besprochen und bestätigt. Das Gemeinsame und Verbindende stand dabei stets im Vordergrund, denn die UEWHG ist die Summe ihrer Mitglieder – jeder Verband sowie jedes Mitglied zählt.

Später, am Abend, traf man sich am Gelände des HSV Wien in Stammersdorf. Dort folgte ein gemütlicher kameradschaftlicher Ausklang an der „Gulaschkanone“ – ganz im Sinne echter militärischer Traditions- und Kameradschaftspflege. Als krönenden Höhepunkt bot die Bürgerwache Saulgau e.V. 1239 mit ihrer Musik und ihrem Spielmannszug eine eindrucksvolle Darbietung des Großen deutschen Zapfenstreichs unter freiem Himmel – eines der wenigen Regenlöcher des Abends ausnutzend. Der feierliche Klang der Trommeln und Trompeten in dunkler Nacht bildete einen würdigen Abschluss eines ereignisreichen Tages, der uns, ob der Bravour der Musik, noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Samstag, 27. September 2025

Am Samstag versammelten sich die Teilnehmer am frühen Vormittag am Wiener Karlsplatz, um sich zum Einzug in die Karlskirche zu formieren. In militärischer Formation folgte der Einmarsch in diesen großartigen Kirchenbau, der heute von den „Kreuzherren mit dem Roten Stern“ betreut wird, die uns dankenswerterweise diese einmalige Möglichkeit geboten hatten. Die musikalische und gesangstechnische Gestaltung der Heiligen Messe übernahm erneut die Musik der Bürgerwache Saulgau e.V. 1239, die mit ihren Sängerinnen und Sängern einen ganz besonderen Kunstgenuss boten. Unter Leitung des eigens mit „seiner“ Bürgerwache Saulgau angereisten Dekans Peter Müller wurde in der atemberaubenden barocken Kulisse eine Messe zelebriert, wie sie selten in dieser Form zu genießen ist. Mit dem Lied „Der gute Kamerad“ aus den Befreiungskriegen von 1809 wurde ein würdiger musikalischer Schlusspunkt unter die Messe gesetzt, der den Opfern aller Kriege und jeder Form von Gewalt gewidmet war und die völkerverbindende Idee der UEWHG eindrucksvoll hervorhob.

Nach einer kurzen Pause mit lukullischer Stärkung in den wunderbaren Wiener Restaurationsbetrieben ging es am frühen Nachmittag zur großen Aufstellung der bunten Truppen im Bereich des äußeren Burgtors, des sogenannten „Heldentors“.  Ein Tor voller Geschichte, das uns ebenfalls an die Gefallenen vieler Kriege erinnern soll und 1824 am 11. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, der großen Niederlage Napoleons, eingeweiht wurde.

Unter dem gestrengen Blick des am Platz die Verbände Oberkommandierenden Schützen-Major Alfred Cunat, vom Deutschmeister-Schützenkorps 1897, formierte sich ein langer Zug aus Musik, deutschen Bürgergarden, k.u.k. Traditionsverbänden aus den Ländern der ehemaligen österreich-ungarischen Monarchie, u.a. Infanterie, Artillerie, Kavallerie, Marine, Traditionsgendarmerie, aber auch kaiserlich deutsche und königlich italienische Infanterie. Das Flair einer untergegangenen Epoche wehte in diesen Stunden über den Heldenplatz. Der Anblick der Uniformen, Fahnen und des Musikzuges vor der historischen Kulisse der Hofburg war mehr als eindrucksvoll, zog das Publikum und hunderte Touristen magisch an und zeigte einmal mehr die lebendige Vielfalt wehrhistorischer Traditionspflege eines in Freundschaft geeinten Europas.

Als sich unter klingendem Spiel der Militärmusik der gesamte, über 200 Mann und natürlich auch Frauen zählende, Zug in Bewegung setzte, glaubte man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt: bunte Uniformen, Fahnen, wiehernde Pferde, in der Sonne blitzende Helme, Kokarden, goldene Verschnürungen, wehende Federbuschen und klirrende Säbelgehänge – umrahmt vom Gleichschritt und den über den Platz hallenden militärischen Befehlen aus einer anderen Epoche.

Ein Einmarsch wie man ihn wohl nur einmal im Leben, in solch einer historischen Kulisse im Herzen Wiens, mitmachen können wird – ein Glück für alle die dabei waren! Vor dem Denkmal Erzherzog Karls, des Siegers über Napoleon bei Aspern 1809, nahmen die Verbände im offenen Karree Aufstellung. UEWHG-Präsident Generalmajor Michael Blaha, MSc, und als Ehrengast Erzherzogin Camilla von Habsburg nahmen in Folge die den Denkmalsplatz umfassende Parade der vielen angetreten Traditionstruppen ab. Die unzähligen Fahnen und Standarten der UEWHG-Verbände, ganz der alten militärischen Tradition entsprechend, senkten sich eine nach der anderen – ein unvergessliches Schauspiel!

Nach der Rede des Präsidenten und den Grußworten von Erzherzogin Camilla von Habsburg, wurden einige besonders honorige und langjährige in Funktionen dienende Mitglieder, mit höchsten Dekorationen der UEWHG ausgezeichnet. Dabei ist besonders Hauptmann iTR Jean Claude Garin mit seinen 88 (!) Jahren zu erwähnen, der es sich nicht nehmen ließ im berühmten Bersaglieri-Laufschritt, mit wippenden Hahnenfedern am Hut und Fahne in der Hand, zur Auszeichnungsüberreichung über den ganzen Platz zu laufen. Tosender Applaus des Publikums quittierte diese mehr als sportliche Leistung des ältesten UEWHG-Teilnehmers vor Ort!

Nach einer General-de-Charge durch das Deutschmeister-Schützenkorps 1897 und einem Kanonensalut, der es in sich hatte – eine Dame im Publikum fiel vor Schreck von einer Bank – traten die Verbände zum gemeinsamen Auszug und Defilee an. Mit fliegenden Fahnen unter dem Takt brausender Marschmusik, nahmen der Präsident und die Ehrengäste das Defilee ab, wobei neben der schneidig marschierenden bunt gemischten Infanterie, die 2er Dragoner unter Oberst d.Cav. Islinger und die Esterhazy Husaren unter Rittmeister d.Cav. Kickinger, zusätzlich ein glänzendes Bild militärischer Kavalleriekunst abgaben. Schlussendlich als besonderen abschließenden Höhepunkt zog die Bürgerwache Saulgau ev. 1239 unter ihrem Kommandanten Oberst iTR Dirk Riegger unter klingenden Marschtakten aus – sehr zur Freude des Publikums, das jedoch den Weg fast nicht freigeben wollte, um näher am Geschehen und der Musik zu sein.

Jeder der an diesem Tag dabei gewesen ist, wird noch lange daheim etwas zu erzählen haben und auch die UEWHG hat sich die Latte für zukünftigen Jubiläen damit recht hochgelegt – ein Nachmittag am Wiener Heldenplatz, der allen unvergesslich bleiben wird!  

Der Abend klang in Folge im Restaurant „Stöckl im Park“ (im Park des Palais Schwarzenberg), wo die Teilnehmer bei einem ausgezeichneten Buffet und guter Stimmung die letzten Tage Revue passieren ließen. Kameradschaft, Geselligkeit und anregende Gespräche prägten den Abend. Ein würdiger Abschluss dieses wunderbaren, aber auch durchaus anstrengenden Jubiläumstags im Herzen Wiens.

Sonntag, 28. September 2025

Alles Schöne hat ein Ende und so traten die Teilnehmer des Generalrapports an diesem Tag die Heimreise an, um den verbindenden Unions-Gedanken, wie wir hoffen, in ihre Länder mitzunehmen und zu verbreiten. Für jene, die noch etwas verweilen oder gar noch ein paar Tage im schönen Wien bleiben wollten, wurden am Vormittag zwei zusätzliche Stadtführungen angeboten, die großen Anklang fanden und einige ansonsten äußerst gut gehüteten Geheimnisse der Wiener Innenstadt preisgaben.  

Damit ging ein Generalrapport zu Ende, der in jeder Hinsicht neue Maßstäbe setzte – organisatorisch, kameradschaftlich, in seiner feierlichen Würde, aber auch aufgrund der einmaligen Örtlichkeiten im Zentrum Wiens. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Mitwirkenden, die durch ihr Engagement und ihre Disziplin dieses Jubiläum zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht haben, besonders unserem Präsidenten, der wohl unzählige schlaflose Nächte mit der Planung verbracht hat und ohne dessen persönliche Kontakte zu Entscheidungsträgern, vieles nicht möglich gewesen wäre.

Doch wie heißt es so schön – nach dem Generalrapport ist vor dem Generalrapport und so freuen wir uns schon auf ein gemeinsames Wiedersehen 2026!