Baikal-Marsch

Am 7. März 2020 fand der „große sibirische Eismarsch“ statt. Dabei überquerte eine wagemutige Marschgruppe den zugefrorenen Baikalsee in Sibirien.

Der Baikalsee ist mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste und mit 1642 Metern der tiefste See der Erde und das wichtigste Süßwasserreservoir der Erde. Flächenmäßig ist er mit 673 km Länge und 82 km Breite so groß wie Belgien. Temperaturen um die minus 40 °C lassen den See für mehrere Monate komplett zufrieren, die 2 bis 3 Meter dicke Eisschicht trägt nicht nur den normalen Straßenverkehr, er ist auch für schwere Kampfpanzer befahrbar.

Am 28. Februar 1920 überquerten die letzten Heimkehrer des 1. Weltkrieges zu Fuß den Baikalsee auf ihren Weg in die Freiheit. Darunter befanden sich auch viele Tschechen, welche mit der k.u.k. Armee nach Russland gekommen sind. Zum 100. Jahrestag dieser Überquerung wurden Freiwillige gesucht, welche diesen Marsch über den See nachmachen wollten.

Am 4. März um 04:00 Uhr morgens startete in Prag das Flugzeug der tschechischen Regierung, welche 80 Expeditionsteilnehmer gratis nach Krasnojarsk in Sibirien beförderte. 8 Stunden Zeitumstellung veranschaulichen, wie weit die zurückgelegte Strecke ist. Nach der Landung in Krasnojarsk wurde die Stadt besichtigt, während der nächsten Nacht wurde mit der transsibirischen Eisenbahn in einer 8 Stunden langen Fahrt nach Tajset verlegt.

Am 5. März erfolgte die Besichtigung von Tajset und es wurde an der Stelle des ehemaligen Gulags ein Kranz niedergelegt. Während der zweiten Nacht in Sibirien wurde in einer 11- stündigen Fahrt mit der Transsib die Strecke nach Irkutsk zurückgelegt. Irkutsk ist eine der schönsten Städte Sibiriens, es konnte die Stadt und einige Denkmäler besichtigt werden. Der Abend des 6. März wurde von der Expeditionsgruppe am Ufer des Baikalsees verbracht. Vorbereitungen für den Marsch am nächsten Tag wurden getroffen.

Am 7. März wurde um 0400 Uhr früh der Marsch über den zugefrorenen Baikalsee angetreten. als einzigen Österreicher bei dieser denkwürdigen Expedition hat das IR84 seinen Spieß entsandt. Für den Marsch war eine gute Winterbekleidung notwendig, die Temperaturen in Sibirien sind ja etwas anders als in Europa. Um das spiegelglatte Eis überqueren zu können mussten an den Schuhen Spikes montiert werden.

Gleich zum Start gab es zur Eingewöhnung einen Sturm mit bis zu 120 km/h Windspitzen, welcher die Temperatur auf gefühlte minus 70°C sinken ließ. Der Schnee kam waagrecht daher, hinuntergefallene Gegenstände verschwanden im Dunkel der Nacht noch bevor sie bis zum Boden gefallen waren. Nichts desto trotz wurde der Marsch begonnen, Skibrillen schützen die Augen vor dem Sturm.

Nach ca. einer Stunde setzte der Sturm aus und der Rest des Tages war absolut windstill. Ein prächtiger Sonnenaufgang belohnte die tapferen Marschierer. Auch in der sibirischen Eiswüste kann die Sonne so stark scheinen, dass unbedeckte Hautstellen einen Sonnenbrand bekommen. Die unvergleichliche Kulisse des gefrorenen Sees und die Besonderheit dieses Abenteuers war die größte Belohnung für alle Marschteilnehmer. Gegen Mitternacht erreichten die Marschierer das südliche Ufer des größten Sees der Erde und freuten sich auf ein paar Getränke im Hotel.

Der letzte Tag der Expedition wurde in Ulan-Ude verbracht, auch in dieser Stadt direkt an der Grenze zur Mongolei gibt es einige Sehenswürdigkeiten.

Zurück nach Prag brachte uns wieder das Regierungsflugzeug der Tschechischen Republik in einem Sonderflug. In Novosibirsk war eine Zwischenlandung notwendig um aufzutanken. Nach einem Flug von 10 Stunden wurden die Uhren um 2 Stunden zurück gestellt, da wir ja wieder 8 Zeitzonen durchflogen hatten. So kamen wir 2 Stunden nach unserem Abflug an der mongolischen Grenze in Mitteleuropa an.